Pankower Offene Kinder- und Jugendarbeit
gegen Menschenfeindlichkeit und für
Menschenwürde & ein weltoffenes Miteinander
Das rasante gesellschaftspolitische Erstarken rechter Positionen in den letzten Wochen, Monaten und Jahren ist höchst alarmierend und veranlasst uns, mit diesem Offenen Brief erneut klar Stellung für die Menschenwürde und gegen die Menschenfeindlichkeit in der politischen und gesellschaftlichen Debatte zu beziehen. Wir wenden uns mit diesem Offenen Brief an alle Menschen, die mit uns Seite an Seite für eine offene, solidarische und vielfältige Gesellschaft einstehen.
Seit mehreren Jahren führen rechte Positionen und Denkweisen u. a. zu Hetze und Gewalt gegen Geflüchtete, Migrant:innen oder nicht als deutsch wahrgenommene Menschen. Menschen, die vor Krieg und Elend fliehen, werden in Deutschland verbal und körperlich angegriffen und ausgegrenzt. Rechte Parteien vereinen an einigen Orten die meisten Wählerinnenstimmen und die Anzahl rechter Straftaten steigt jedes Jahr auf einen neuen traurigen Höchststand. Auch Hasskriminalität gegen junge und alte queere Menschen steigt dramatisch. Die Anzahl der Femizide nimmt rasant zu.
Die Forderungen und Positionen der rechten Parteien sind aus Perspektive der Kinder- und Jugendarbeit unhaltbar. Zu nennen sind hier beispielsweise das Senken der Strafmündigkeit auf 12 Jahre sowie mehr Disziplin und Sanktionen in vielen Lebensbereichen. Auch das reaktionäre Familienbild und die traditionellen Geschlechterbilder, der Rassismus und die Ideologien der Ungleichwertigkeit widersprechen grundlegend der von uns geleisteten emanzipatorischen und der UN-Erklärung der Kinder- und Menschenrechte verpflichteten Kinder- und Jugendarbeit. Rechte Parteien streben an, die Offene Kinder- und Jugendarbeit über kurz oder lang abzuschaffen, da in ihrem Weltbild bspw. keine Freiräume für junge Menschen oder kritische Denkweisen vorhanden sind.
Diesen menschenfeindlichen Positionen wird in die Hände gespielt, wenn die in den nächsten Jahren im Kinder- und Jugendbereich geplanten Kürzungen umgesetzt werden. Dies ist eine klare Entscheidung dafür, die Offene Kinder- und Jugendarbeit so zu schwächen und zu destabilisieren, dass diese leicht von den rechten, undemokratischen und menschenfeindlichen Kräften übernommen werden kann. Vor allem in einigen ostdeutschen ländlichen Regionen ist nach den zurückliegenden Wahlen der letzten Jahre erkennbar, zu welchen undemokratischen Effekten das Erstarken der rechten Kräfte führt.
Die gesellschaftliche Diskursverschiebung der letzten Jahre durch Falschinformation und der Versuch der weiteren Normalisierung rechter Positionen hat ganz praktische Auswirkungen auf unsere Arbeit. So erlebten wir im letzten Jahr Angriffe gewaltbereiter jugendlicher Nazis auf einige unserer Jugendzentren. Unsere Arbeit wird inzwischen also auch – neben dem parlamentarischen Weg – auch wieder durch körperliche Gewalt von rechten Kräften bedroht und angegriffen! Auch unsere Besucher:innen berichten uns von zunehmenden Bedrohungen an Schulen und im öffentlichen Raum gegenüber Menschen, die nicht in das menschenfeindliche und diskriminierende Weltbild der Nazis passen. Das können und werden wir nicht hinnehmen!
Die Grundsätze der Offenen Kinder- und Jugendarbeit stehen für uns gleichzeitig als wichtige Grundpfeiler einer offenen, demokratischen, sich weiter entwickelnden und aus der Vergangenheit lernenden Gesellschaft. In Zeiten von Unsicherheiten und Komplexität entwickeln und verteidigen wir mit jungen Menschen Zukunftsvisionen für eine bessere Gesellschaft.
Wir sehen uns und euch in der Verantwortung – jetzt mehr denn je – öffentlich für den Erhalt der Brandmauer und damit demokratischer Werte einzustehen: bei Gesprächen mit unseren Mitmenschen, bei Demonstrationen und natürlich bei den anstehenden Wahlen.
Seid dabei: Stärkt unsere Demokratie und damit auch die Offene Kinder- und Jugendarbeit!
